Kurzgeschichten
Coyote
Wispern. Ein leises Wispern grummelte durch den Wald. Die Bäume schwankten sanft hin und her, und der Wind schlich durch die Blätter. Eine stille Nacht, die nur vor sich hin trieb. Der Mond ruhte über dem Wald und die Wolken schoben sich langsam umher. All die Tiere in dem Wald ruhten. Der Jäger saß halb schlafend auf seinem Hochsitz und ließ die Waffe bereits fallen.
Und da war es. Das leise Geräusch der Pfoten, die ihre Pfade in den Wäldern suchten. Glasklare, leuchtende Augen traten über ihnen hervor.
Coyote.
Er schlich sich langsam durch den Wald, auf der Suche nach Futter. Ganz unschuldig und von jedem bösen Geist verlassen.
Seine Gänge, seine elegante Ausstrahlung, sein Fell. Seine Augen, seine Ohren, seine Pfoten. Alles an ihm war wunderschön.
Doch er blieb nicht unbemerkt.
Gerade hatte er einen kleinen Hasen entdeckt und lief ihm hinterher, um seinen tagelangen Hunger zu stillen. Das Gras der Wiese peitschte ihm um die Ohren, um sein Fell. Das Ziel hatte er fast erreicht. Fast.
Ein Schuss.
Das glänzende, schöne, sanfte Fell ist nun übertränkt - mit Blut.
Ein jammerndes Wispern gab er noch von sich. Dann hörte man nur noch das leise Rauschen der Bäume.
Lila Rosen
Eine Hand voll Blüten steckte sie in ihr Haar. Lila Rosen waren es. Schöne, prächtige, lila Rosen. Sie mochte den Duft dieser anmutigen Blumen. Er kam besonders an solchen schönen Frühlingstagen zur Geltung. Sie liebte das Wetter, die Blüten an den Bäumen und die Rosen mit ihrem sanften Duft.
Frühling.
Ihre Mutter rief bereits nach ihr. Mackenzie war an solchen Tagen nie bei der Sache, da sie sich immer vom Wind führen ließ. Doch diesmal war es schon Abend, die Sonne neigte sich zum Horizont. Die Aufforderungen ihrer Mutter, endlich ins Haus zu kommen, nahm sie nicht wahr. Sie schlich mit dem Wind dahin, Richtung Wald. 'Mackenzie!' Ihre Mutter wurde unruhig. Denn das kleine Mädchen befand sich nun außerhalb ihrer Sichtweite.
Doch Mackenzie schien das nicht zu stören. Sie lief fröhlich weiter, bis sie tief im Wald war. Der Wind verschwand. Die Luft wurde kühl. Ein paar Blüten fielen ihr aus dem Haar. Langsam kehrte sie in die Realität zurück. Wo war sie?
Keine Orientierung. Kein Baum, keine Ecke, die ihr bekannt vorkam. Sie wurde ängstlich. Überall raschelte es. Es wurde lauter und kam immer näher.
Ein Schrei.
Mittlerweile ist es dunkel. Mackenzie schaute verzweifelt in den Himmel. Sie betrachtete den Mond. Er hatte diesmal eine ähnliche Form der lila Rose, die sie vorhin pflückte, zumindest bildete sie sich das ein. 'Natürlich!' Ihr kam eine Idee. Sie hatte keine Blüten mehr im Haar, hatte sie unterwegs verloren. Somit fing sie an, nach ihnen zu suchen.
Doch vergebens.
Plötzlich bekam sie einen leichten Windstoß von der Seite. Sie erschrak. Neben ihr stand nun ein kleines, zierliches Mädchen, welches lange, blonde Haare und ein weißes Gewand, mehr ein langes Kleid, trug. Ihre Haare reichten fast bis zum Ende ihres Gewandes. Ihre Augen waren grün. Sie sah aus wie Mackenzie in ihren ersten Lebensjahren.
Das kleine Mädchen nahm sie an die Hand und führte sie zu einem Beet, welches voll mit lila Rosen war. Mackenzie betrat dieses Beet und legte sich auf den Boden. Da ist er wieder, der sanfte Duft der Blüten, den sie so mochte. Er beruhigte sie. Langsam aber sicher fielen ihr die Augen zu.
Sie schlief ein.
Ackerläufer
Mittag. Die Sonne prallt auf das frische, luftige Weizenfeld. Nicht eine Wolke ist zu sehen. Alles scheint nach einem perfekten Sommertag, an dem man nichts lieber tut, als durch dieses schöne, luftige Weizenfeld zu wandern. Mit den Händen durch den Weizen streifen, die leichte Brise im frischen Wind spüren. Ein unbezahlbares Gefühl. Valerie liebt diese Tage, an denen alles perfekt scheint und sie ganz ungestört mit der Natur sein kann. Sie streift öfters durch Felder, immer mittags.
Valerie bemerkt nicht, dass sie die ganze Zeit von einem Mann beobachtet wird. Er schaut ihr schon seit Tagen zu. Immer hinter demselben Baum versteckt. Ganz leise und unauffällig. Als Valerie nur noch sehr schwach zu sehen ist, läuft er auch in das Feld. Schleichend und vorsichtig folgt er ihr.