Der wunderschöne nachfolgende Text ist von Ueda Minoru, aus dem Eventforum am 4. Juni 2014 um 18:17:24. Ich freue mich wenn ihr in aufmerksam lest.:
Gerade komme ich von einem Spaziergang zurück und da ist mir was Unheimliches passiert.
Richtig erschreckend war das. Ich dachte, es seien nur Gerüchte... aber es scheint wohl wahr zu sein.
Ich erzähle es Euch:
„Das letzte Einhorn“ – oder „Wieviel kostet ein Hufeisen?“
Der Märchenwald sieht verlassen aus.
Kein Einhorn scheint dort mehr zuhaus
und auch der Himmel erscheint leer.
Man sieht keinen Pega mehr
Da fragt man sich, was ist geschehen?
Vorher hat man beide hier gesehen.
Wo sind nur all die Lieben hin?
Ob ich im richtigen Wald nun bin?
Ich suchte in Büschen und in Hecken
ob sie sich vor mir verstecken
und ich drehte um Blatt für Blatt
doch kein Pferd weit und breit das ein Horn oder Flügel hat.
Ich setzte mich hin bei den großen Steinen
da hörte ich ein leises Weinen
und hinter einer Blume schön
konnte ich ein Einhorn sehen
Ja, es sah nicht glücklich aus.
Es traute sich auch nicht heraus
Im Gegenteil – als es meine Witterung erroch
es beinah in die Erde kroch.
Das lag nicht dran, daß ich etwa stank
und das Hörnchen war nicht krank.
Das Kleine war nur furchtbar traurig.
Es seufzte leis und weinte schaurig
„Mein Kleines, was ist denn?“ fragte ich
Das Hörnchen aber duckte sich,
denn hinter dieser Blume klein
wollt‘ es nicht mehr sichtbar sein.
Ich setzte mich und hob die Hände
das Hörnchen weinte lang. Am Ende
waren seine Augen trocken
und es begann sich hinzuhocken.
„Also gut. Hier bin ich.
Nun fang schon an, bedien Dich“
sagte es und sah mich an
wie’s nur ein Einhorn tuen kann
„Was meinst Du?“ fragte ich verwirrt
„Ich hab mich nur im Wald verirrt.
Ich kam nur her um Euch zu sehen
S’ist keins mehr da. Was ist geschehen?“
Das Hörnchen beugte sich nach vorn
„Aber willst Du nicht mein Horn?“
„Warum Dein Horn? Deswegen bin ich doch nicht hier.
Es steht Dir besser doch als mir.“
Das Hörnchen dachte lange nach
bis es endlich wieder sprach
„Wir alle sind mit Horn geboren,
doch schon viele haben es verloren
Sie leben nicht mehr in unserer Herde
Sie sind jetzt ganz normale Pferde.
Zuvor so sehr gewünscht und heißgeliebt
wurden sie jetzt ausgesiebt
Die Menschen machten sie zu Gurken.
Ist das nicht fiese? Diese Schurken!“
„Aber sag, wer macht denn das?
Doch sicherlich mit gutem Grund und nicht aus Spaß!
Ohne Hörnchen ist der Wald
sicherlich bald öd und kalt.“
Das Hörnchen stand nun auf den Beinen
und es fing wieder an zu weinen
„Die Angst geht um, da bin ich nicht allein.
Jeder fragt sich: werde ich der Nächste sein?
Kaum eines wagt sich noch hinaus.
Das Leben hier, das ist der Graus.
Hast Du ein Horn, bist Du in Gefahr.
Selbst die mit Flügeln werden rar.
Weil man das Horn von der Stirne hier zupft
und Pegasi die Federn rupft.
Wo sind sie hin die schönen Tage
als wir besonders, und keine Plage
der man die Hörner nehmen muß
für kalten Stahl und so nen Stuß
Einst waren wir so sehr willkommen,
nun werden Horn und Flügel uns genommen
und was uns so besonders macht
wird zum Tausche weggebracht.“
Dann weinte es wieder bitterlich.
„Das nächste Opfer bin vielleicht ich.“
Das Hörnchen wurde still und stumm
dann drehte es sich langsam um
Ein Seufzer noch, dann war es fort
Ich war allein an diesem Ort.
Schlimm war der Anblick, ich will’s erwähnen
von den geweinten Einhorntränen
Und die Moral von diesem Lied:
Willst Du Eisen – geh zum Schmied!