Ruffian

Ruffian
Ruffian, das schwarze Stutfohlen, das wohl bekannteste und einzigartigste Pferd das je im Rennsport existiert hat. Sie hat nie eines ihrer Rennen verloren. Ruffian war eine Enkelin von Native Dancer. Sie war flink und temperamentvoll. Ihre Grazie täuschte über ihre Größe hinweg. Ihr ehemaliger Jockey war Yates Kennedy. Als er seinen ersten Ritt auf ihr probierte, meinte er, es habe sich so schnell angefühlt, als wäre Ruffian 37 Sekunden auf 3 Achtelmeilen galoppiert. Aber er hatte sich um 2 Sekunden vertan, es waren 35. Ihm war, als hätte sie ein unsichtbares Segel gehisst, als würde sie mit dem Wind im Rücken vorwärts fliegen, wenn ihre Hufe zwischen den Schritten den Boden nicht mehr berührten. Ruffian war ziemlich groß und nicht grade zart gebaut. Die Stallburschen machten sich über sie lustig. Und die sollte einmal Rennen gehen. Bei einem kurzen Wettrennen gegen Pferde aus dem heimischen Stall sollte sie zeigen was sie drauf hatte. Trotz eines schlechten Starts fegte sie an den anderen vorbei. Bei ihr war es nicht schwer das Gaspedal zu finden, sondern die Bremse. Am 22.5.74 war ihr erstes Rennen. Sie gewann mit 15 Längen, das zweite mit 7 und das dritte mit 13 Längen. Alles Bahnrekorde. Bei 9 von 10 Rennen schaffte sie einen Bahnrekord. Beim 10. Rennen war sie noch geschwächt von einer Verletzung und es wurde ausdrücklich untersagt, weitere Bahnrekorde zu brechen. Beim Rennen von Saratoga versuchte der Jockey sie auf der Zielgeraden zurückzuhalten, weil der Vorsprung viel zu riesig war. Ruffian ging als schnellste 2-Jährige der Geschichte ein. Sie war allerdings noch nie gegen einen Hengst gelaufen und irgendjemand schlug vor sie gegen Foolish Pleasure, den in der Zeit besten Hengst laufen zu lassen. Es fand am 6.6.75 statt. Das Rennen des Jahrhunderts. 50.000 Zuschauer waren auf der Rennbahn und 20.000.000 fieberten im Fernsehen mit. Männer und Jungen trugen Buttons von Foolish Pleasure und Frauen und Mädchen Buttons von Ruffian. Ruffian war 8cm größer und 30kg schwerer als der Hengst. Vasquez, ihr Jockey, war die vorigen 9 Rennen auf Foolish Pleasure geritten, aber wechselte extra zu Ruffian. Als die Startbox sich öffnete übernahm Foolish Pleasure die Führung an der Außenseite. Doch nach wenigen Schritten war Ruffian vor ihm. Es sah so aus, als würde die Stute das Rennen allein bestreiten. Kurz vor der Hälfte der Strecke lag Ruffian etwa eine halbe Länge vorne. In diesem Moment geschah das Unfassbare. Beide Jockeys hörten ein lautes Krachen. Es klang wie ein berstender Ast bei einem Sturm. Es war das Geräusch eines brechenden Knochens, und diejenigen, die diesen Klang auch nur einmal gehört habe, werden ihn nie vergessen und darum beten, ihn niemals wieder zu hören. Ruffians rechter Vorderhut hing plötzlich lose herab, er schlenderte nur noch hin und her und konnte das Bein nicht länger tragen. Sie lief nun auf ihrem bloßen Knochen, und dieser zersplitterte wie in Eiswürfel unter einem Hammerschlag. In diesem Augenblick, als das Bein brach, schien Ruffian Foolish Pleasure zu schubsen. Aber die Videoaufzeichnung zeigt, dass sie sich in Wirklichkeit nur gegen ihn lehnte. Sie versuchte, einen Ausgleich zu finden und auf drei Beinen weiter zu rennen. Irgendwie lief sie noch fast 500 Meter weiter, während Vasquez verzweifelt versuchte, sie zu zügeln. Endlich schwenkte sie nach rechts ab und kam taumelnd zum Stillstand. An ihrem Bein sah man den bloßen Knochen, und Blut strömte aus einer entsetzlichen Wunde hervor. Der Jockey sprang ab und versuchte, Ruffian zu stützen. Indem sie mit ihrem lahmen Bein weiter gerannt war, hatte Ruffian die Verletzung noch extrem verschlimmert. Auf der Bahn hoben inzwischen einige Männer das unglückliche Tier in eine Pferdeambulanz. Als sie nach einer Notoperation aus der Narkose erwachte, versuchte sie wieder loszurennen, vielleicht um Foolish Pleasure einzuholen. Hilflos drehte sie sich nur im Kreis herum. Die Ärzte fragten die besorgte Besitzerin, ob sie noch eine Operation durchführen sollten. Der Beschluss der Besitzerin “Beendet Ruffians Qual!“ Im Park steht heute ein Gedenkstein, auf dem Ruffians Siege eingraviert sind. Manchmal schicken Menschen Blumen nach Belmont mit der Bitte, sie an Ruffians Stein niederzulegen. Die Absender erinnern sich bestimmt mit Freude und Trauer daran, wie diese wunderschöne Stute zwischen ihren langen und eleganten Schritten die Segel hisste und mit dem Wind im Rücken auf das Ziel zu segelte. Ruhe in Frieden, Ruffian!

Quelle: facebook